Erste Eindrücke aus Indien

Der erste Eindruck: Auch wenn das eine etwas klischeehafte Aussage ist und einem das jeder sagt, es stimmt wirklich: Indien ist komplett anders, als man sich das erwartet hätte.

Verkehr:
Die Inder fahren zwar wie die Blöden und es gibt keine wirklichen Verkehrsregeln, aber in Mumbai spielt sich der Verkehr nur bei Geschwindigkeiten bis 20 km/h ab und man hat somit entsprechend mehr Zeit zu reagieren. Ist also viel weniger schlimm, als angenommen…
Mumbai Verkehr 001
Selber fahren muss in der Stadt allerdings wirklich erst mal nicht sein, Taxis und Rikshas sind extrem billig und Motorradfahren macht bei dem sintflutartigen Regen nicht so viel Spaß…
Für die Zeit nach dem Monsun habe ich allerdings schon ein paar Leute für eine ausgiebige Motorradtour aufs Land gefunden 🙂

Bürokratie:
Schlimmer als erwartet: Die Inder haben für alles ein Formular, das ausgefüllt werden muss und mit mindestens zwei Passfotos bestückt wird. Auch das Erwerben einer indischen SIM-Karte ist zwar extrem billig, aber alles andere als einfach: Man füllt ein Formular aus, liefert ein Passfoto, eine Kopie des Reisepasses (muss man mit Unterschrift auf jeder Seite beglaubigen), eine Kopie des Visums (auch unterschrieben) und zwei indische Telefonnummern als Referenz. Diese Telefonnummern werden in den nächsten Tagen als Test angerufen, dann erst kann man die SIM-Karte durch einen Code entsperren und benutzen – glücklich, wer zwei indische Freunde hat!

Reisezahlungsmittel:
Herbe Enttäuschung: die Visa-Karte hält das Versprechen nicht, ein einfaches und überall akzeptiertes Zahlungsmittel zu sein. In Indien kommt man generell nur mit Bargeld weit, aber das bekommt man mit der Visa-Karte nur in den Vierteln der Reichen. Selbst die Automaten am Flughafen oder auf dem Campus machen massive Probleme. Interessanterweise funktioniert die Sparkassen-EC-Karte eines Austauschstudenten fast überall klaglos, wieso der Glückliche die ganze Zeit schon von anderen Austauschstudenten Geld überwiesen bekommt um das dann abzuheben…

Essen:Noch besser als erwartet: In der Mensa (ca. 200 Euro/Semester) gibt es täglich vier warme Mahlzeiten: Frühstück, Mittagessen, Tiffin (Tea-Time) und Abendessen, außerdem kann man gegen Bargeld rund um die Uhr essen. Das Personal schläft außerhalb der normalen Essenszeiten auf den Tischen, somit ist immer jemand da, bei dem man bestellen kann.
Das beste daran ist aber, dass es einfach nur gut schmeckt – besser als in jedem indischen Restaurant in Deutschland!
Alternativ gibts noch mehrere Lokale auf dem Campus, bin allerdings noch nicht dazu gekommen, die zu testen.

Campus:
Hostels von außen
Das Hostel ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig (Zimmer in der Größe des Palazzo Prozzo, die Tür erinnert etwas an Gefängniszellen, Gemeinschaftstoilette und -waschraum für den ganzen Stock), aber diese Gewöhnung geht sehr schnell – ich fühl mich schon wohl hier.
Mein Zimmer
Der Campus erinnert etwas an Jurassic Park und das Hostel hat eine Terasse mit schönem Blick über den direkt angrenzenden See – das ist nur in der Trockenen Jahreszeit etwas ungünstig in Hinblick auf Stechmücken…
Blick vom Hostel aus

Leute:
Die Inder sind alle sehr nett und hilfreich – naja gut, nicht alle: die Polizisten und auch sonst jeder, der meint, seine Uniform macht ihn zu jemand wichtigen stellen sich extrem dumm und stur an – hab mir am Flughafen schon fest vorgenommen, nie wieder über einen deutschen Beamten zu schimpfen 😀
Wie gesagt, die Inder ohne Uniform sind durchaus ok, auch wenn die Taxi- und Rikshafahrer dauernd probieren, einen zu bescheißen. Da geht es aber meistens nur um Beträge von weniger als 20 Rupien (25 ct), also kann man das verschmerzen 😉
Allgemein finde ich die indische Art, Probleme zu lösen, sehr lustig: Die Matratze in meinem Zimmer war angeschimmelt, deswegen bin ich zum Hall Manager, der hat gemeint, er kümmert sich instant darum – hat er auch, das sah allerdings so aus, dass er zwei der Hostel Servants (die wohnen zu zehnt in zwei Räumen unten im Hostel, putzen zweimal täglich und waschen die Wäsche) geschickt hat die mir sofort eine neue Matratze gegeben und die auch gleich bezogen haben.
Ein anderes Beispiel ist die Verteilung von Studentenversionen kostenpflichtiger Software: da es auch für Programme die für die Uni benötigt werden keine Studentenversionen gibt, wird von der Uni offiziell dc++ (eine extrem legale Filesharingplattform ;)) empfohlen… 😀

Alles in allem gefällt es mir nach einem Tag Eingewöhnung sehr gut – wird ein spannendes Jahr 🙂
In den nächsten Tagen werde ich Mumbai mal etwas erkunden, die Eindrücke kommen natürlich in meinen Blog 🙂

12 Gedanken zu „Erste Eindrücke aus Indien

  1. super, dass Du Dich zu dem emphohlenen Blog entschlossen hast! Sind alle gespannt auf den naechsten Beitrag! (Den ersten muss ich Leanne erst mal uebersetzen), ciao, Simon

  2. Freut mich, dass du gut angekommen bist und es dir (soweit zumindest) sehr gut gefällt! Halte deinen Blog am laufenden, ich werde ihn gerne so oft ich kann lesen! Beste Grüße!

  3. Ja Elias schön dass du gut angekommen bist. Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Eindrücke als ich in Thailand angekommen bin – das war ähnlich, ich war damals ganz schön aufgeregt was wohl am nächsten Tag auf mich zukommen wird.
    Hast du schon das Einführungsritual hinter dir ? Wie im Film ? Bin schon gespannt wie es bei dir weitergeht 😜😀alles gute Daniel

    • Ja, das Einführungsritual gibt es wirklich, ist allerdings für uns visiting students nicht vorgesehen…
      Wer nicht weiß, von was ich rede: schaut euch den Film „Three idiots“ an! Da wird das Einführungsritual gezeigt, bei dem die Freshmen (neue Studenten) von den Seniors (höhere Semester) etwas schikaniert werden – müssen dann irgendwelche Pantomimen aufführen, die Seniors anbeten oder sowas – wahlweise das ganze auch in Unterwäsche…
      Zwei von uns haben es allerdings trotzdem irgendwie geschafft bei der Freshman introduction dabei zu sein – mir bleibt die Pennalismuserfahrung (vermutlich) erspart… 😀

  4. Lieber Elias,

    ich bin auch gespannt, Deine Berichte von Deinem Indienaufenthalt zu lesen. Wie kann ich mehr erfahren? Und hat mein Tip, scharfes Essen mit Öl, wahlweise Gih (geklärte Butter), erträglich zu machen? Pass gut auf Dich auf!

    Liebe Grüße

    Christoph Probst

    • Lieber Christoph,
      der Tip ist sehr gut, ein Stueck Butter auf der Zunge kann Leben (und viel wichtiger, die Ehre) bei einer „wer kann mehr Chillis essen?“-Wette retten… 😉
      Der Verdauungstrakt raecht sich aber trotzdem, indisches Essen brennt immer 2-3 mal…
      Tatsaechlich habe ich das aber in Indien noch nie gebraucht, das Essen ist nie zu scharf fuer mich. Erst dachte ich, die Koeche wollen dem armen Deutschen nicht weh tun, aber dann habe ich festgestellt dass auch Inder nicht sooo scharf essen…
      Beste Gruesse aus Mumbai (gerade eben noch, morgen geht mein Flug nach Katmandu, von wo aus ich ein bisschen Nepal anschauen und dann eine Tour quer durch Indien machen werde)
      Elias

  5. Lieber Elias,
    welch wunderbare Reise Du da tätigst, ich bin beeindruckt und begeistert, mit welchem Mut und Freude Du diese Herausforderung angehst.
    Deine Eltern sehnen sich besonders jetzt nach der beschaulichen Familienzeit und wissen Dich doch in der weiten Ferne eines Landes, das sie noch nicht kennen.
    Wie ich erfahren habe wird Dein Vater Dir einen Besuch abstatten und so wünsche ich Dir eine weiterhin wunderbare Reise durch ein uns unbekanntes Land.
    Viele Grüße aus der alten Heimat, Michael

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